Mythen zum Thema Barfen von Hunden
Barfen oder auch BARF steht für die Rohfütterung insbesondere von Hunden, aber auch Katzen und anderen Tieren. Übersetzt kommt diese Abkürzung ursprünglich aus Amerika, wo diese Art der Fütterung bereits etablierter war, bevor sie nach Deutschland kam und ausgeschrieben ursprünglich heißt: „born again raw feeders“ – „wiedergeborene Rohfütterer“. Im Deutschen wird meist von der „biologisch artgerechten Rohfütterung“ gesprochen bzw. „bones and raw food“. Viele Mythen ranken sich um diese eigentlich ganz natürliche Hundeernährung, die darauf basiert, wie sich Wölfe, aber auch Füchse, Schakale und Kojoten natürlich in freier Wildbahn ernähren. Dies wird mit der BARF-Ernährung für Haustiere nachgestellt. Wir zählen hier die 11 häufigsten Mythen auf und haben die Tierheilpraktikerin Sabrina Lingrün gefragt, was dran ist an diesen Behauptungen.
Liebe Frau Lingrün, stimmen diese Behauptungen zum Thema Barfen von Hunden?
Mythos 1: Rohes Fleisch macht Hunde aggressiv.
Sabrina Lingrün: Bis heute gibt es keine Studien, die einen Zusammenhang zwischen Rohfleischfütterung und Aggressionen belegen. Da der Großteil der Hunde in Deutschland noch immer industriell gefüttert wird, kann hier kein Zusammenhang gezogen werden. Aggression hat meist genetische, biochemische oder krankheitsbedingte Ursachen. Auch weiß man, dass minderwertige Eiweiße ¬– wie Mais- oder Weizenkleber – und damit die Entstehung von Ammoniak im Körper eher zu gesteigerter Aggressivität führen. Genau diese finden sich nicht im Barf.
Hingegen kommen natürliche Aminosäuren wie das Tryptophan, die Vorstufe von Serotonin, dem Glückshormon, vor allem in Fleisch vor. Man könnte also meinen, frisches Fleisch fressen macht die Fellnase eher glücklich.
Mythos 2: Barfen ist teuer.
Sabrina Lingrün: Um industrielles Futter wie Nass- oder Trockenfutter mit Barf zu vergleichen, muss nicht nur die Zusammensetzung (Fleischanteil, Kohlenhydratanteil sowie pflanzliche Füllstoffe) betrachtet werden, sondern auch die jeweilige kcal-Angabe des Futters. Denn: Je weniger kcal in 100g Futter enthalten sind, desto mehr Futter braucht das Tier. So lassen sich folglich die unterschiedlichen Futtersorten auf den ersten Blick nur schwer vergleichen. Generell kann man sagen: Je hochwertiger ein Futtermittel ist, desto höher wird auch der Preis sein, denn Qualität hat nun mal ihren Preis – wie bei unserer menschlichen Ernährung.
Anmerkung: Graf Barf Menüs punkten auch beim Preisvergleich. Schon für unter 2€ pro Tag kann man hochwertiges Futter für einen gesunden und normalaktiven 15-kg-Hund füttern. Wir beraten euch gerne. Wer noch mehr mit Graf Barf sparen möchte, nutzt unsere Komplettangebotspakete.
Mythos 3: Durchs Barfen hat der Hund Mangelerscheinungen an Nährstoffen.
Sabrina Lingrün: In einer richtig zusammengesetzten Barf-Ration ist ein Mangel nur schwer zu erreichen. Die Aussage, es käme zu Mängeln, kann nur bei einer nicht im richtigen Verhältnis zusammengesetzten Ration zutreffend sein. Also eine entsprechende Über- oder Unterversorgung. Dies trifft leider häufig auch auf Industriefutter zu. Für einen abwechslungsreich und ausgewogen gebarften Hund ist eine ausreichende Nährstoffaufnahme sichergestellt.
Die Mischung der Graf Barf Menüs entspricht
in Verbindung mit dem Spezial-Öl bzw. dem Sensitiv Plus+ Pulver beim
Sensitivmenü den Nährwertempfehlungen der FEDIAF (The European Pet Food
Industry Federation – Empfehlung Nährwerte für den täglichen Bedarf), – www.fediaf.org
Mythos 4: Durchs Barfen bekommt der Hund Würmer oder nimmt andere Keime zu sich, oder es besteht Salmonellengefahr.
Sabrina Lingrün: Rohes Fleisch ist natürlich nicht keimfrei und enthält manchmal auch krankmachende Keime. Damit hat der Mensch aber nicht nur im Zusammenhang mit Hundefutter zu tun, auch Fleisch aus dem Supermarkt oder vom Metzger kann pathogene Keime enthalten. Nüsse oder pflanzliche Lebensmittel sind ebenfalls mitunter keimbelastet. Dass der Barf-verarbeitende Hundehalter in der Regel auf Hygiene achten sollte, steht außer Frage. Besonders schwangere Frauen oder ältere immungeschwächte Menschen sollten auf eine gesunde Küchenhygiene achten.
Nichtsdestotrotz sollte im Umgang mit rohem Fleisch natürlich auf Hygiene geachtet werden. Verwendete Gegenstände in die Spülmaschine, Hände waschen, Einmalhandschuhe verwenden, richtiges Auftauen usw. Aber um dieser Aussage gleich mal den Schrecken zu nehmen: Die meisten Salmonellen-Rückrufe betreffen Trockenfutter bzw. Trockenkauartikel (siehe produktwarnung.eu). Ob die Gefahr für einen Barfer deswegen höher ist als für einen Menschen, der herkömmliches Futter füttert, ist nicht wissenschaftlich erwiesen.
Gut zu wissen: Der Magen-Darm-Trakt des Hundes ist auf das Verdauen von Fleisch abgestimmt. Fleischfresser haben im Gegensatz zu Pflanzenfressern einen wesentlich kürzeren Darm. Durch diesen kurzen Darm, die schnelle Verdauung und vor allem aufgrund der stark säurehaltigen Magensäure können Bakterien und Keime den Vierbeinern kaum gefährlich werden.
Mythos 5: Barfen ist einfach eine Modeerscheinung und nur ein vorübergehender Trend.
Sabrina Lingrün: Ich glaube nicht, dass Barf ein Trend ist, sondern dass die Menschen im Allgemeinen wieder mehr die natürliche Lebensweise oder natürliche Behandlungsmethoden in Betracht ziehen. Und dazu zählt auch eine gesunde, möglichst artgerechte Ernährungsweise. Heute erkranken sehr viele Haustiere an Zivilisationserkrankungen, die wir vom Menschen kennen, wie Diabetes oder Krebs. Diese sind oftmals die Folge falscher Ernährung. Ich vergleiche industrielles Hundefutter immer mit Fast Food. Können wir Menschen uns täglich mit Fast Food ernähren, ohne gesundheitlichen Schaden zu erleiden?
Mythos 6: Barfen ist extrem kompliziert.
Sabrina Lingrün: Ein weiteres Vorurteil gegenüber der artgerechten Rohfütterung ist, dass man alle Bedarfswerte kennen und berechnen muss, um eine ausgewogene Mahlzeit zu erstellen. Vor der Einführung des industriellen Tierfutters vor ca. 80 Jahren bekamen Hunde meist die Reste der Menschen, hier wurden keine Werte berechnet. Natürlich darf man einen Hund nicht allein nur mit Fleisch füttern, und natürlich sollte man sich vor der Rohfütterung gewisse Grundkenntnisse in der Hundefütterung aneignen. Es ist aber weder notwendig, komplizierte wissenschaftliche Studien zu lesen, noch eine Ausbildung zum Tierarzt zu absolvieren, um seinen gesunden Hund roh zu ernähren. Viele Bücher wie z.B. das BARF Buch von Swanie Simon oder Nadine Wolf sind preisgünstig und erklären auch dem Laien, worauf es bei der Rohfütterung ankommt. Bei bestimmten Erkrankungen wie der Niereninsuffizienz sollte jedoch unbedingt die Hilfe eines ausgebildeten Ernährungsberaters in Anspruch genommen werden, denn hier müssen tatsächlich viele Nährwerte berechnet werden.
Mit unseren Graf Barf Menüs haben wir das Barfen noch besser und einfacher gemacht: Ohne Selbermischen, sondern als fertiges Menü bekommt dein Hund die optimale Zusammensetzung wichtiger Nährstoffe aus Fleisch, Knochen und Innereien nicht gewolft und gemischt, sondern in unserer beliebten Würfelform für mehr Fressvergnügen.
Mythos 7: Knochen sind für den Hund gefährlich.
Sabrina Lingrün: Nicht nur Hunde-Gebiss, auch sein Verdauungssystem ist für die Knochenverdauung ausgelegt. Der Hundemagen produziert täglich ca. 1 Liter Magensäure mit einem pH-Wert von 1, die er auch braucht, um Bakterien abzutöten oder Knochen zu verdauen. Beim Barfen werden sogenannte rohfleischige Knochen gefüttert. Diese setzen sich aus 50% Knochen und 50% Fleischanteil zusammen. Knochen dienen dem Hund als wichtiger Nährstofflieferant für Calcium, Phosphor, Kalium, Natrium und Magnesium. In der Barf-Fütterung bevorzugt man weiche bis mittelharte Knochen wie Hühnerhälse, Rinderbrustbeine oder Lammrippen. Sehr harte oder tragende Knochen sollten gemieden werden, da sie zu hart sind und einen Darmverschluss verursachen können. Knochen dürfen nur roh verfüttert werden. Denn gekochte Knochen verlieren das Kollagen und splittern. Wenn man Bedenken hat, ganze Knochen zu füttern, kann man diese auch roh in fein zerkleinerter Form einsetzen.
Beispielsweise unsere Brustknochen Rind fein zerkleinert. Es gibt sie auch vom Lamm und Hähnchen, und sie sind beispielsweise in unseren Juniormenüs oder Vollwertmenüs Plus enthalten.
Mythos 8: Der Hund wird beim Barfen nicht satt.
Sabrina Lingrün: Wenn der Hund nicht satt wird, hat das meist folgende Gründe: Der Energiegehalt der Ration stimmt nicht mit dem Energiebedarf des Tieres überein, oder die Ration ist zu fettarm und liefert dem Hund schlichtweg zu wenig Energie. Fett dient beim Barfen nämlich der Energiedeckung. Fett ist hoch verdaulich und muss in ausreichender Menge in der Ration enthalten sein (15 – 25%). Auch Getreide in moderaten Mengen können dem Hund als Kohlenhydrat- und demnach Energielieferant dienen.
Mythos 9: Hunde müssen täglich alle Komponenten fressen, gerade im Wachstum.
Sabrina Lingrün: Weder in der Natur noch in irgendwelchen Büchern steht, dass man dem Hund oder Welpen in 24 Stunden sämtliche Nährstoffe in gleicher Menge füttern muss. Der Hund ist durchaus in der Lage, Nährstoffe zu speichern und auch über eine gewisse Zeit mit schwankender Nährstoffzufuhr zurechtzukommen (siehe Wolfswelpen). Natürlich sollte die Wochenration gewisser Zutaten – wie Knochen – nicht auf einmal in der Woche gefüttert werden, da dies zu Verstopfung führen kann. Aber es steht auch nirgends, dass man alles täglich füttern muss.
Mythos 10: Wolf und Hund sind unterschiedlich.
Sabrina Lingrün: Sowohl der Wolf als auch der Hund sind Fleischfresser (Carnivoren), wobei das Verdauungssystem des Hundes in Jahrtausenden der Domestikation auch gelernt hat, andere Nahrung, vor allem Kohlenhydrate, zu verdauen. Studien ergaben, dass die Amylase-Tätigkeit eines Hundes ausgeprägter ist als die des Wolfes. Daher wird oft diskutiert, ob die beiden heute noch miteinander verglichen werden können. Denn grundsätzlich möchte man mit dem Barfen möglichst nah an der Beutetierfütterung bleiben, wie es auch der Wolf handhabt. Allerdings bevorzugt der Wolf ebenso pflanzliche Lebensmittel wie Beeren, Wurzeln oder Kräuter. Ferner hat der Wolf einen höheren Energiebedarf als unsere Fellnasen im Haushalt, da er jeden Tag viele Kilometer zurücklegt. Seine Futterration muss daher vor allem fettreich sein. Nichtsdestotrotz ist das Verdauungssystem beider bis heute noch relativ ähnlich, denn selbst die Fähigkeit zur Kohlenhydratverdauung durch ein bestimmtes Gen (AMY2B) hat sich in Folgestudien nur bei 50% aller Hunderassen herausgestellt.
Mythos 11: Barf führt zu Eiweißüberschuss.
Sabrina Lingrün: In welchem Maß eine Eiweiß-Überdosierung beim Hund schädlich ist, ist bisher nicht wissenschaftlich bewiesen. Selbst Jürgen Zentek schreibt in seinem Buch „Die Ernährung des Hundes“, dass die Frage, inwieweit eine längerfristige massive Eiweiß-Überversorgung zu einer Organschädigung führen kann, umstritten ist. Des Weiteren ist zu klären, in welcher Form und in welcher Menge Eiweiß dem Hund sowohl als Barf- als auch als Industriefutter zugeführt wird. Wenn man den Erhaltungsbedarf an Eiweiß eines Hundes mit der für Rohprotein gängigen Formel nach Zentek berechnet (5g verdauliches Rohprotein/kg Km ^0,75/Tag), müsste ein 30kg schwerer Hund am Tag 64g Rohprotein zur Mindestversorgung zu sich nehmen. Durchwachsenes Rinderhack enthält ca. 14g Protein pro 100g. Der Hund müsste demnach 450g Rinderhack am Tag aufnehmen, um seinen Grundbedarf zu decken. In Zeiten des Wachstums, sportlicher Belastung oder Trächtigkeit ist der Bedarf deutlich höher. Dies wäre ohne Probleme mit einer ordentlichen Rohration gedeckt. Auch Pflanzen, besonders Hülsenfrüchte oder Soja enthalten Eiweiß. In Industriefutter mit hohem Pflanzenanteil ist der Proteinanteil meist deutlich höher, und das mit für den Hund minderwertigen Proteinen. Auch Federn oder Haare haben übrigens einen enorm hohen Eiweißanteil (>90%). Demnach ist dieses Argument absolut nicht nachzuvollziehen.
Sabrina Lingrün: Zertifizierte Tierheilpraktikerin (Verband deutscher Tierheilpraktiker) mit mobiler Praxis, Zertifizierte Ernährungsberaterin BARF für Hunde & Katzen nach Swanie Simon.
Neben diesen BARF Mythen möchten wir es aber nicht versäumen, euch ebenfalls die Vorteile der artgerechten Ernährung über das Barfen für euren Vierbeiner aufzuführen. Denn sie sprechen für sich, und alle Barfer schätzen diese sehr:
- Glänzendes Fell.
- Kein unangenehmer Eigengeruch des Hundes.
- Bessere, gesündere Zähne.
- Geringere Kotmenge.
- Mehr Fressvergnügen.
- Artgerechte Fütterung.
- Besser in shape, bessere Gewichtskontrolle, Hund neigt weniger zu Übergewicht.
- Selbstbestimmte Futterration von euch, den Hundehaltern.
- Keine Deklarationsverwirrung auf der Verpackung.
- Statistisch höhere Lebenserwartung.
- Im Individualfall bessere Versorgung.
- Keine gesundheitsschädlichen synthetischen Zusatzstoffe im Futter.
Kommentare (0)
Die mit einem Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.